In letzter Zeit kommt vermehrt Kritik an unserer Tanzmusik auf. Sie richtet sich gegen den modernen Beat-Stil, in dem heute mehr als früher unsere Tänze gespielt werden. Die für unsere Tänze charakteristischen Rhythmen werden dabei in vereinfachter Form, meistens in gleichförmigem Rhythmus angeboten. Diese Vereinfachung führt zum vereinfachten Tanzen, einem Tanzen, dem jegliche Anregung zum Umsetzen der Musik in typische Bewegungen fehlt. Diese Musik beflügelt den Tänzer nicht, sondern sie hemmt ihn in seiner dem jeweiligen Tanz eigenen Bewegung.
Rhythmus – mehr als Takt – ist die Würze unseres Tanzens. Die rhythmische Bewegung in einer rhythmischen Musik ist das künstlerische Element beim Tanzen. Der RHYTHMUS entspringt einem naturhaften Körpergefühl. Dieses Gefühl muß durch rhythmische Musik geweckt werden. Die Naturvölker tanzen überwiegend nach dem geschlagenen Rhythmus. Melodie und Takt sind ihnen weitgehend unbekannt. Die gleichförmigen uns gleichmäßigen Schläge geben durch ihren zeitlichen Abstand das Tempo an. Sie dienen so der Zeiteinteilung.
Gleichförmig sind Schläge ohne Betonung. Gleichmäßig solche in gleichen Zeitabständen. Für das Tanzen braucht man gleihmäßige Rhythmusschläge, ungleichmäßige sind fürs Tanzen nicht geeigent, kommen aber in der Tanzmusik verdeckt im Polyrhythmus (Schläge verschiedenen Rhythmusinstrumente in ungleichmäßigen Zeitabständen) vor. Sie setzen so Akzente
Was Musiker im Tanzorchester mit dem Fuß schlagen, ist der Rhythmus und damit das Tempo, das zu spielen ist. Wenn Zuhörer eines Jazzkonzertes die Darbietung mit dem Fuß wippend begleiten, folgen sie dem Rhythmus.
Als technisches Hilfsmittel für das Orchester dient das Metronom, ein Zeitmesser. Es zeigt je nach Einstellung das Tempo der Rhythmusschläge, also den zeitlichen Abstand an. Bei einem Langsamen Walzer mit 30 Takten in der Minute sind entsprechend dem 3/4 Takt 90 Schläge und beim Slofoxtrott mit ebenfalls 30 Takten in der Minute aber im 4/4-Takt 120 Schläge einzustellen. Für unsere Tänze gibt also der Rhythmus das Tempo an. Erst dananch kann der durch verschiedene Instrumente (Dums, Gitarre, Piano u.a.) erzeugte Rhythmus die typischen Merkmale der einzelnen Tänze verdeutlichen, wie z.B. beim ChaChaCha der ihm eigene 4+1-Rhythmus, der leider heute von den Tanzorchestern oft nicht mehr gespielt wird.
Hätten wir zum tanzen nur Rhythmus, so wäre unser Sport eintönig und langweilig, aber auch einfacher. Erfassen wir den Rhythmus mit dem Gefühl, so unterliegt der Takt dem Gesetz des Denkens. Er ist eine künstliche Gliederung und bringt Ordnung und Übersicht in den zeitlichen Ablauf der Musik.
Der TAKT entsteht durch den Wechsel von Betonungen und Nicht-Betonungen. Diese wiederum werden hörbar in den Schwerpunkten der Melodie, den Annragements und den Akzenten durch die Polyrhythmik. Der Takt wird also durch auf den Rhythmus gesetzte Betonungen erkennbar.
Musikalisch wird dieses Erkennen durch Veränderungen in der Betonung, durch Synkopen, erschwert. Sie erzeugen einen besonderen Reiz in der Musik, wenn die Betonung im Takt auf einem sonst nicht betonten Taktteil, z.B. vom 1. Taktschlag auf den 2. Taktschlag. Dabei kann der 1. Taktschlag ganz fehlen, also eine Pause an seine Stelle treten. Trotzdem muß der Tänzer den Takt hören und finden können, weil er im Takt beginnen bzw. im Takt in der Rhythmus einsteigen und im Takt tanzen muß. Ebenso ist ein deutlicher Takt in der Musik für die Wertungsrichter wichtig, damit sie das Im-Takt-Tanzen erkennen können.
In den Grenzen, die durch den Charakter eines Tanzes gesetzt sind, ist eine rhythmische Gestaltung in der Musik und beim Tanzen möglich. Der Charakter eines Tanzes darf also nicht durch eine freie Rhythmisierung entstellt werden. Aber auch Komponisten, Arrangeure und Orchesterleiter sollten bei der Produktion von exakter Tanzmusik mehr tun, als nur im Titel die Bezeichnung des Tanzes zu nennen. Exakte und damit charakteristische Tanzmusik unterliegt ihren Regeln. Nach jedem 4/4 Takt in einem entsprechenden Tempo kann man Schritte des Quicksteps, Slowfoxtrotts, der Rumba usw. ausführen, aber von gutem Tanzen kann dabei keine Rede sein. Dazu bedarf es in der Musik mehr als nur eines 4/4-Taktes. Erst ein deutlicher Takt und ein passender bzw. typischer Rhythmus erzeugt beim Tänzer die charakeristische Bewegung für einen Tanz.
Offentsichtlich ist diese exakte Tanzmusik nicht leich zu komponieren, zu arrangieren und zu spielen. Oder übersteigt hier der Drang zum Aktuellen und Profit die künstlerischen Fähigkeiten? Diese liegen unserer Meinung nach gerade darin, Quickstep, Tango, ChaChaCha u.a. so zu spielen, daß wir Tänzer zur tänzerischen Bewegung angeregt werden und uns in der Musik wohlfühlen. Nur wenige aktuelle Hits eignen sich für unsere Tanzmusik, weil sie eben nicht als solche geschrieben und gespielt werden. Da nützt der 4/4Takt wenig. Wer immer wieder solche Musik produziert, wird einerseits vielleicht Käufer gewinnen, aber andererseits die Tänzer als Käufer verlieren. Gerade weil die Musik ein wesentlicher Teil unseres Sportes ist, wünschen wir uns von allen Tanzorchestern mehr exakte Tanzmusik im obigen Sinne.
